Samstag, 22. August 2009

Reisebericht August 09

Keniarundbrief Juli/August 2009



Nach 4 langen und erlebnisreichen Wochen sind wir wieder zurück aus Kenia.Wie bei allen unseren Reisen in dieses Land passierte viel Unvorhergesehenes und sehr wenig verlief so, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Eigentlich wollten wir hauptsächlich die Patenkinder und ihre Familien besuchen, einigen Frauen helfen, ein kleines Gewerbe zu beginnen und schlussendlich hatten wir uns vorgenommen, mindestens 2 Wochen als richtige Ferien mit Baden und Ausflügen zu verbringen.
Wir endeten mit 3 Tagen „Urlaub“ und dem Bau einer Schule....

Seit der letzten Aussendung ist Pastor Dickson Okoth verstorben. Er wurde im Mai in seinem Heimatdorf Ndisi begraben. Die Schule steckte in vielen Problemen, weil sie seit Monaten ohne richtige Führung gewesen war. Die finanzielle Situation schaute sehr düster aus, auch die Raumsituation der Grundschüler. Die beiden angemieteten Räume für die erste und zweite Klasse waren sehr teuer (150 Euro monatlich), die dritte und vierte Klasse wurden in dem einen Gottesdienstraum unterrichtet, was bei der großen Anzahl der Kinder und steigendem Alter recht problematisch wurde. Auch war der 3-Jahresvertrag mit der Gemeinde abgelaufen und es war vereinbart worden, auch dort Miete zu zahlen. Im Jänner sollte eine 5. Klasse starten... die Frage war „Wohin mit den Kindern?“ und „Wer soll die (hohen) Mieten und die Lehrer bezahlen?“
Trotz großer Bemühungen konnten keine geeigneten Miet-Klassenräume gefunden werden, weder für billiges noch teures Geld, weder in der Nähe der Vorschule noch weit davon entfernt.
Was tun?
Wir hatten Treffen mit den Eltern der meisten Schüler, die sehr besorgt zur Elternversammlung an einem Samstag kamen, weil sie um die Zukunft der Schule und so ihrer Kinder fürchteten. Wir besprachen uns mit den Lehrern, die Angst um ihre Arbeitsstelle hatten.
Alle flehten uns an, etwas zu tun.
Die Situation im Kindergarten/Vorschule ist auch schwierig, doch gibt es dort wenigstens kein Raumproblem. Eine Gruppe von Deutschen, die vor einigen Jahren den Schulbau unterstützt hatte, erklärte sich bereit, die Gehälter der Vorschul-Lehrer zu bezahlen und so den Schulbetrieb wenigstens dort weiter zu garantieren. Heinz Mäurer, ein seit langem in Kenia lebender Deutscher, hatte es für sie übernommen, den Posten des „Schatzmeisters“ zu spielen. Wir hatten viele Treffen mit Heinz und Nancy, unserer Sozialarbeiterin.
Schließlich sahen wir nur einen Weg vorwärts: eine Schule zu bauen. Oder auch einen Weg rückwärts: nur die bestehenden Patenkinder beim Schulbesuch an einer anderen Schule zu unterstützen und die Schule selbst ihrem Schicksal zu überlassen, d.h. spätestens mit Jahresende schließen zu lassen. Doch all die anderen Schüler würden auf der Straße enden.....
Wir besahen nochmals das Grundstück, das uns Pastor Okoth im Jänner gezeigt und auf dem er die neue Schule geplant hatte. Durch Nancys geschickte Verhandlungen konnte der Mietpreis von 100 auf 60 Euro monatlich gedrückt werden, wir suchten verschiedene Handwerker auf und ließen Kostenvoranschläge erstellen, wir überlegten und beteten und überlegten... und entschieden uns schließlich für den Schulbau.
5 Klassenräume sind am Entstehen (Stand 12.8.: fast fertig) – jeweils ca. 40 m² groß, mit Wellblechdach und Holzwänden, und am 7. September wird der Schulbetrieb nach den Ferien dort aufgenommen. Im Jänner folgt dann die 5. Klasse (neues Schuljahr). Es ist Platz für 3 weitere Klassen – in Kenia endet die Grundschule nach 8 Jahren – und für ein Kochhaus. Bis Jahresende werden die Kinder jedoch weiterhin zentral von der Vorschule aus versorgt und das Essen (Porridge zum Frühstück und ein Mittagessen) wird in großen Töpfen in einem Schubkarren an die Grundschule gebracht werden. Platz zum Spielen ist auch vorhanden.
Mit dem Bau einer Toilettanlage wird diese Woche begonnen, das Eingangstor und eine Nebentüre sind bestellt, die Schulbänke in Auftrag gegeben. Die Lehrer werden die Klassenräume Anfang September herrichten und schmücken.
Durch großzügige Spenden mehrerer Paten und Freunde ist dieses Projekt möglich gemacht worden, doch es fehlt uns immer noch einiges an Mitteln, um alles zu vollenden. Der Zaun und die Klassenräume sind bezahlt, doch Finanzen für die Toiletten und die Waschanlage(ca 1000 Euro), die Tore (370 Euro), die Schuleinrichtung (30 Bänke zu je 15 Euro, 5 Kästen zu je 50 Euro, 6 Tische zu je 20 Euro und etliche Stühle zu je 12 Euro), Teller, Löffel etc. müssen noch gefunden werden.
Wir sind für jeden Beitrag dankbar und vertrauen darauf, dass mit Gottes – und auch Ihrer - Hilfe das begonnene gute Werk auch vollendet werden kann.
Die Gehälter der Lehrer können mit Patengeldern bezahlt werden, ebenso die Miete und die Wasserkosten. Wir hoffen, dass die Kosten für ein sehr einfaches Schulessen durch ein kleines Schulgeld jener Schüler bezahlt werden können, deren Eltern nicht ganz so arm sind (auch solche sind vorhanden). Wir suchen auch noch Paten für viele weitere Kinder, deren traurige Hintergründe wir bei unserem Besuch kennen gelernt haben. So hoffen wir mit kleinen Schritten die Qualität des Unterrichts (Schulbücher..) und auch des Essens zu verbessern (z.B. durch die Möglichkeit einer „Fruchtpatenschaft“: 25 bis 30 Euro pro Monat genügen um allen 120 Grundschülern 1 mal wöchentlich ein Stück Obst zu geben).
Bitte helfen Sie uns auch weiterhin bei unseren nächsten Schritten! Die Vision für die Zukunft ist noch größer: In Kenia sind Schuluniformen vorgeschrieben – vielleicht können wir eine Mutter finden, die gut nähen kann – das würde die Uniformen viel billiger machen und einer Frau Arbeit, Hoffnung und ein wenig Geld für Nahrung und Miete geben. Nahrungsmittel könnten im Großhandel billig eingekauft und an die Eltern der Schüler zu einem sehr günstigen Preis abgegeben werden....es gibt so viele Möglichkeiten!
4 Frauen, die Eigeninitiative gezeigt haben, konnten wir schon mit „Mikrokrediten“ helfen – sie haben sich ein kleines Gewerbe aufgebaut (Früchte, Fisch, Gemüse oder Selbstgebackenes verkaufen) und werden im Lauf der nächsten Monate den Kredit in kleinen Raten zurückzahlen - das Geld kann dann an weitere Frauen vergeben werden. Diese Mütter von Kindern an der Schule müssen nun nicht mehr hungern, sondern können ihren Kindern ein Dach über dem Kopf bieten, ebenso Nahrung und Kleidung.
Von der anderen Schule, an der wir einige Kinder unterstützen, gibt es nur Gutes zu berichten. Wir verbrachten einige Tage mit Cornelia Mannai, besuchten Familien weitab im Busch und belieferten sie mit Lebensmitteln, wir hatten eine gute Zeit an der Schule und feierten auch den Schulschluss mit den Kindern, die eine gelungene Tanz-und Gesangsdarbietung einstudiert hatten. So wie überall ist auch dort das Budget knapp, doch durch Connys Engagement und persönliche Opfer werden die Kinder gut versorgt.

Zum Glück fanden wir alle Kinder wohlauf vor, abgesehen von den alltäglichen Krankheiten Afrikas, wie Malaria, Durchfall oder auch Husten, von dem so viele geplagt werden. Ein Mädchen braucht ev. eine kleine Operation um ein Problem zu beheben. Alle Patenkinder bekamen zumindest eine doppelte Ausstattung an Wäsche (T-Shirts, Hosen, Röcke, Kleider, Unterwäsche, Socken....), zu Schulbeginn gibt es für einige neue Schuhe und auch Bücher.
Wir besuchten auch etliche Schüler an höheren Schulen, die von Paten unterstützt werden, was in einem Fall zu einem besonderen Erlebnis ausartete. Wir nahmen ein Matatu (etwas Ähnliches wie ein „Bus-Taxi“, in dem auf 14 Sitzplätzen mindesten 20 Leute zusammengepfercht transportiert werden) und wurden von diesem, statt wie vereinbart vor der Schule, im Busch und 6 km von dieser entfernt ausgesetzt. Leider hatten wir weder Wanderschuhe noch Wasserflaschen im Gepäck....jeder Kenia-Aufenthalt bringt für uns ein neues Abenteuer (oder auch mehrere)!
Einige der Kinder schrieben Briefe an ihre Paten, andere lassen schön grüßen und viele Familien haben uns ihren Dank für die Hilfe ausgedrückt. Diesen möchten wir auf diesem Weg weiterleiten. Beim Besuch von etlichen Familien, die wir schon im Jänner besucht hatten, fiel uns auf, was uns die Leute vorab schon erzählt hatten: es gibt nun Hoffnung bei so vielen, die Gewissheit, dass die Kinder die Schule besuchen können, ein Essen erhalten und, wie schon erwähnt, haben etliche Frauen eine Möglichkeit gefunden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Ein herzliches Dankeschön an Sie alle, die Sie das ermöglicht haben! Und bitte helfen Sie auch weiterhin!
Fotos von den Patenkindern liegen dieser Aussendung bei, gerne schicken wir auch Fotos von Familien, der Schule etc. per email zu (bitte bestellen bei: sonja.horsewood@liwest.at)

Ganz liebe Grüße und Gottes Segen,

John und Sonja Horsewood – Helfende Hände/Helping Hands