Samstag, 22. Januar 2011

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Traunkirchner als Helfer in Kenia: „Am Anfang sieht man nur Dreck“








Die Bauarbeiter mit dem aus Traunkirchen stammenden Herbert Friedl (links im Bild) und John Horsewood (rechts) Bild: privat
TRAUNKIRCHEN. Der 54-jährige Herbert Friedl engagiert sich für Kinder in Kenia und half beim Bau einer Schule mit. Vor kurzem ist der Traunkirchner aus Afrika zurückgekehrt. Seine Eindrücke sind noch ganz frisch.
„Am Anfang sieht man nur den Dreck, die Fetzen, die manche am Körper tragen, das wenige Essen“, sagt Friedl. „In der ersten Phase ist man einfach nur geschockt, wie Menschen leben. Dann kommt man in Phase zwei: Ich muss was tun gegen dieses Elend. In der dritten Phase kommt man dann aber weg vom Blick auf die Oberfläche, wo man die äußeren Bedingungen und die Not sieht. Da bekommt man den Blick auf den einzelnen Menschen. Dass da nicht eine Not vor mir steht, sondern ein Mensch, ein Bruder, eine Schwester.“
Der Aufenthalt in Mtwapa, einem Gebiet nördlich von Mombasa, hat viel in Friedl bewirkt. Drei Wochen lang arbeitete er tatkräftig beim Bau einer Schule mit, einem Projekt des Traunkirchner Vereins „Helfende Hände“, mit dem er seit einiger Zeit verbunden ist.
Herbert Friedl ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Beruflich schaffte er es bis zum „Generalbevollmächtigten einer Holding“ und hat langjährige Auslandserfahrung. Eine Karriere, die vergangenes Jahr ein plötzliches Ende nahm: Kündigung wegen „Verjüngung der Führungsriege“. Schock, Krise – und plötzlich viel Zeit. „Ich hab’ immer zu Gott gesagt: Ich habe keine Zeit für mehr Einsatz gegen die Not in dieser Welt“, erzählt der gläubige Christ. „Und jetzt war es, als würde Gott sagen: An der Zeit soll es nicht scheitern. Zeit ist nicht das Problem.“
An diesem Punkt trat ein anderer Traunkirchner an ihn heran, der Künstler Bernd Friedmann: Ob Herbert Friedl nicht mit seinen Fachkenntnissen den Schulbau in Kenia unterstützen könne. Friedmann hatte mit seiner Frau Edith und dem Linzer Ehepaar John und Sonja Horsewood vor vielen Jahren den Verein „Helfende Hände“ gegründet: Patenschaften für Kinder im Armenhaus Europas, in Albanien, Suppenküche, ein Kinderheim. Und seit zwei Jahren die Schule in Kenia: Bau, Mitfinanzierung durch Patenschaften. Ein kleiner Verein, aber das Geld kommt zu 100 Prozent an.
Friedl ließ sich von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugen und fand die Motivation, sich dafür zu engagieren.